Zurück

Beispiel: Ein Angriffsverfahren gegen nicht zufällige Schlüssel

Angenommen, wir fangen folgenden Geheimtext ab:
”QWVBENVGIWZBXXWRIONAE”

Wir befinden uns weder in Besitz des Schlüssels noch des Klartextes, den wir natürlich suchen.

Schlüssel+




















Klartext=




















Geheimtext
Q
W
V
B
E
N
V
G
I
W
Z
B
X
X
W
R
I
O
N
A
E

Gehen wir nun einfach einmal davon aus, dass an bestimmten Stellen des Klartextes das Wort ”die” steht. Das ist sehr wahrscheinlich, da ”die” eines der häufigsten Wörter der deutschen Sprache ist. Setzen wir es probeweise an verschiedenen Stellen ein:

Schlüssel+




















Klartext=
D
I
E


D
I
E



D
I
E







Geheimtext
Q
W
V
B
E
N
V
G
I
W
Z
B
X
X
W
R
I
O
N
A
E

Aus der Beziehung Schlüssel + Klartext = Geheimtext folgen an den betreffenden Stellen die jeweiligen Schlüsselbuchstaben, die nötig sind, um aus dem Klartextbuchstaben den gegebenen Geheimtextbuchstaben zu erzeugen. In diesem Fall wären das:

Schlüssel+
N
O
R


K
N
C



Y
P
T







Klartext=
D
I
E


D
I
E



D
I
E







Geheimtext
Q
W
V
B
E
N
V
G
I
W
Z
B
X
X
W
R
I
O
N
A
E

Gehen wir nun davon aus, dass der Schlüssel einen Sinn macht oder idealerweise vielleicht aus der deutschen Sprache stammt. Dann werden uns die Schlüsselbruchteile, die wir bisher erhalten haben an denjenigen Stellen, an denen wir das ”die” richtig geraten haben wohl bekannter vorkommen als die Bruchteile an den Stellen, an denen wir das ”die” falsch platziert haben.
Beispielsweise könnte ”nor” aus dem Wort ”Norden” stammen. Daher können wir damit rechnen, dass das ”die” an dieser Stelle korrekt sein könnte.
Andererseits fällt uns auf Anhieb kein deutsches Wort an, das ”knc” enthält. Daher liegen wir mit unserem Tipp an dieser Stelle wohl daneben.
”ypt” ist zwar eine recht selten vorkommende Konstellation in der deutschen Sprache, kann aber durchaus Teil der Wörter ”krypt”, ”apokalyptisch” oder ”aegypten” sein.

Setzen wir diese drei Worte also einmal als Schlüssel an der betreffenden Stelle ein:

Schlüssel+
N
O
R






K
R
Y
P
T







Klartext=
D
I
E






M
I
D
I
E







Geheimtext
Q
W
V
B
E
N
V
G
I
W
Z
B
X
X
W
R
I
O
N
A
E

Für ”krypt” ergäbe sich im Klartext also ”midie”, was uns auf Anhieb nicht weiterführt.

Schlüssel+
N
O
R


A
P
O
K
A
L
Y
P
T
I
S
C
H



Klartext=
D
I
E


N
G
V
Y
W
O
D
I
E
O
Z
G
O



Geheimtext
Q
W
V
B
E
N
V
G
I
W
Z
B
X
X
W
R
I
O
N
A
E

Der resultierende Klartext für ”apokalyptisch” im Schlüssel ergibt noch weniger Sinn.

Schlüssel+
N
O
R





A
E
G
Y
P
T
E
N





Klartext=
D
I
E





I
S
T
D
I
E
S
E





Geheimtext
Q
W
V
B
E
N
V
G
I
W
Z
B
X
X
W
R
I
O
N
A
E

Allerdings erhalten wir für die Vermutung ”Aegypten” einen sehr lesbaren Klartext. Daher wird ”Aegypten” mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Tat an dieser Stelle des Schlüssels korrekt platziert sein.
Nun kann man vermuten, dass es sich bei dem Schlüssel um eine Aufzählung von Ländernamen handelt. Ein Land mit ”Nor”, das wir am Anfang des Schlüssels suchen, könnte dann Norwegen sein:

Schlüssel+
N
O
R
W
E
G
E
N
A
E
G
Y
P
T
E
N





Klartext=
D
I
E
F
A
H
R
T
I
S
T
D
I
E
S
E





Geheimtext
Q
W
V
B
E
N
V
G
I
W
Z
B
X
X
W
R
I
O
N
A
E

Das Ergebnis bestärkt uns nochmals in der Vermutung, dass der Schlüssel in der Tat eine Aufzählung von Ländernamen darstellt. Durch Probieren kommen wir auch auf das letzte fehlende Stück des Schlüssels, nämlich ”Malta”:

Schlüssel+
N
O
R
W
E
G
E
N
A
E
G
Y
P
T
E
N
M
A
L
T
A
Klartext=
D
I
E
F
A
H
R
T
I
S
T
D
I
E
S
E
W
O
C
H
E
Geheimtext
Q
W
V
B
E
N
V
G
I
W
Z
B
X
X
W
R
I
O
N
A
E

Somit hat uns die Tatsache, dass der Schlüssel aus einer uns bekannten Sprache stammt, geholfen die Botschaft zu entschlüsseln. Das verdeutlicht uns, dass es auch bei solchen Schlüsseln Angriffsmöglichkeiten gibt, die vielleicht nicht aus einer bestimmten Sprache stammen sondern einfach gewisse andere Muster aufweisen, über die wir urteilen können, ob wir an einem zu testenden Bruchteil des Klartextes festhalten dürfen oder ihn besser verwerfen.

Zurück